Geschichte der Sportschulen Halle

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    Sechs Hallenserinnen und Hallenser nehmen an den Olympischen Spielen teil.

    Nadine Müller gewinnt bei der EM die Silbermedaille im Diskuswerfen.

     

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    Abriss und Neubau der Mensa

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Unsere Geschichte

Der Anfang

Im Jahre 1955 - also vor rund 60 Jahren - erhielt die damalige "Friedrich-Engels-Oberschule"  in der Friesenstraße in Halle (heute H.-D.-Genscher-Gymnasium) unter der Leitung des Direktors Kurt Konecny den Status einer Kinder - und Jugendsportschule.

Vier Klassen mit Schülern, die zwei - dreimal in der Woche Sport treiben wollten, waren der bescheidene, aber verheißungsvolle Beginn. Sie turnten, schwammen, spielten Ball, beschäftigten sich mit leichtathletischen Disziplinen. Am Nachmittag trainierten alle in den verschiedensten  Sportvereinen der Stadt.

Die folgenden Jahre waren von viel Provisorium und Einfallsreichtum gekennzeichnet. Dazu gehörte vor allem eine aufopferungsvolle Arbeit zur Verbesserung der Trainingsbedingungen. Trainiert wurden Sprint und Hürdenlauf in den - zweifellos großen - Fluren der Schule. In der ehrwürdigen Aula der Schule, in der u.a. auch der ehemalige Außenminister Genscher sein Abiturzeugnis bekam, wurde Bodenturnen geprobt; im lang gestreckten Flur der vierten Etage standen Pferd und Kasten zum Sprung bereit. Diese Situation verbesserte sich erst, als Lehrer, Schüler und Eltern an der Jahn- Turnhalle eine Kleinsportanlage schufen, die durch den Bau der Zufahrt zur B 100 weggerissen wurde.

Ein wesentliches Kriterium für die an den Kinder- und Jugendsportschulen erzielten Ergebnisse war in den damaligen Jahren das Abschneiden bei den Zentralen KJS- Sportfesten, die alljährlich durchgeführt wurden.
Beim 1. Zentralen Sportfest dieser Art 1957 in Güstrow erkämpfte Almut Fehse (heute Sportlehrerin) als Schülerin eine Goldmedaille. Das war der erste größere Erfolg einer Einrichtung, deren Schüler später in alle Welt auszogen, um Medaillen zu erobern.

Mit der Gründung des SC Chemie Halle 1958 verbesserten sich viele Bedingungen. So blieben Erfolge auch nicht aus.
 
Die erste bedeutende internationale Leistung errang 1958 die Schwimmerin Karin Beyer (heute Harzer), als sie über 100 m Brust mit 1:19,5 min einen neuen Weltrekord schwamm. Die heutige Schwimmlehrerin trainierte übrigens damals noch im Hallenbad in der Schimmelstraße auf einer 25-m Bahn, manchmal auch nur auf einer 12,5-m- Bahn. Denn während die Schwimmer auf der Querbahn trainierten, übten an der tiefsten Stelle die Wasserspringer ihre Schrauben und Salti. Mit so großem Erfolg, dass  Rolf Sperling als erstem Schüler unserer Schule die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Rom gelang und er einen achtbaren 5. Platz im Turmspringen belegte. Auf Grund der schlechten Bedingungen gingen bis 1970 die besten Schwimmer den Weg nach Leipzig, so dass Karin Beyer ihre weiteren Rekorde für den SC Leipzig schwamm.
Die Palette der Sportarten erweiterte sich. So gab es 1965 u.a. erstmals eine eigenständige Fußballklasse an der Schule.

Der Höhenflug

Die rasante Entwicklung des Leistungssports im internationalen Maßstab ging auch an der Kinder- und Jugendsportschule nicht spurlos vorbei. So mussten nach 1968 die Modernen  Fünfkämpfer, Wasserballer und Basketballer die Schule verlassen, weil sie zu den "teuren" Sportarten gehörten.
Es wurde immer schwieriger, die hohe sportliche Belastung in den Klubs mit der Sicherung einer soliden Allgemeinbildung in der Schule in Einklang zu bringen. Die Bedingungen veränderten sich schlagartig.
So wurde am 01. April 1968 ein neues Internat an der Robert-Koch-Straße bezogen.
Mit dem 02. März 1969 erfolgte, unter der Leitung des damaligen Direktors, Dr. Günther Sparenberg, auch der Umzug in ein neues Schulgebäude an gleicher Stelle - eine Arbeit, die den Lehrern der KJS noch öfter bevorstehen sollte Küche und Speisesaal komplettierten das Ensemble.

Durch die Fertigstellung der Schwimmhalle, der Lauf - und Turnhalle und des Leichtathletikstadions konnten Turnerinnen und Turner, Leichtathleten sowie  Sportschwimmer schließlich im gleichen Areal trainieren, lernen und wohnen.

Komplizierter war es zu diesem Zeitpunkt noch für die Schüler der anderen Sportarten. Der schuleigene Bus transportierte sie zum Training  quer durch die Stadt, bis für die Ringer und Boxer in Halle-Kreuz und für die Wasserspringer sowie Sportgymnastinnen in Halle-Neustadt eigene Schulteile  und bald auch Internatsplätze geschaffen wurden.
 

Auch durch den Schulneubau in Kröllwitz - der Baubeginn erfolgte im Frühjahr 1989 - wurden wiederum bessere Voraussetzungen geschaffen.
 
Insgesamt erkämpften Schüler und ehemalige Schüler der Kinder- und Jugendsportschule bis zur Wende 1989  bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften 49 Gold-, 45 Silber- und 41 Bronzemedaillen.

Dieses Ergebnis wäre nicht erreichbar gewesen ohne eine Unterrichtsweise, die bei Unbeteiligten Kopfschütteln auslöste: dem Gruppen- und Einzelunterricht und der Schulzeitstreckung. Lehrgänge lösten den Unterricht ab, Wettkämpfe brachten eine Vielzahl von Fehlstunden, dem bis zu 6stündigen Training konnten keine 6 Stunden Unterricht folgen. Also wurden zwei Schuljahre auf drei aufgeteilt.
Kornelia Ender war die erste Schülerin, die Einzelunterricht erhielt, eine Art des Unterrichts, die von Schülern und Lehrern nicht nur mit Begeisterung aufgenommen wurde.

 

 

Es wäre jedoch ein unvollkommenes Bild, wenn die Retrospektive nur die Arbeit in der Schule bewerten würde. Immer war die sportliche Entwicklung der Schüler von den großen Anstrengungen der zunächst an der Schule, dann beim SC Chemie Halle bzw. dem Halleschen Fußballklub angestellten Trainern begleitet. Die Koordinierung der sportlichen und schulischen Ausbildung musste funktionieren, damit der Athlet alle ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen konnte, trotz der hohen Belastung eine solide Grundlage für sein berufliches Leben zu schaffen.

 

Die Wende

Mit der Wende begann das Bangen um die weitere Existenz der Sportschule unter den neuen veränderten Bedingungen. Erleichterung war zu spüren, als es Ende 1990 hieß:  Es geht weiter!

 

In der "Bildzeitung" vom 28.Dezember 1990  war damals zu lesen: 

"Halle: Berühmteste Sportschule gerettet!"

Bis zu dem Tag hatte es aber mancherlei Irritationen um unsere Schule gegeben. Im März legte der neue Schulleiter Klaus Salz eines von mehreren Konzepten vor, wie die nun zu großen Kapazitäten der Schule sinnvoll genutzt werden könnten. Von der "Sport- und Talenteschule" war künftig die Rede. Gespräche mit der Kunsthochschule "Burg Giebichenstein" brachten zunächst eine schnelle Entscheidung. Junge Künstler sollten die gleiche Förderung erhalten wie Sportler, zum normalen Stundenplan jeder Schule kamen 4 Zusatzstunden Sport bzw. Kunst.
Der Zusatzunterricht musste mit viel Mühe abgesichert werden. Viele verdienstvolle Trainer hatten beim Sportklub keine Anstellung mehr, waren z.T. außer Landes gegangen. Das Bildungsministerium sicherte in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Arbeit und Soziales finanziell diese Zusatzstunden ab.

So wie ganz am Anfang unserer Geschichte suchte die Sportschule wieder - so kurios es klingen mag -  nach einer Turnhalle, suchte nach Möglichkeiten, Geräte zur Durchführung des Sportunterrichts zu beschaffen. Eine weitere zu klärende Frage war, wie die Struktur der Schule künftig aussehen sollte.
Gesamtschule? Gymnasium? Sekundarschule?
Am 11. September 1991 hieß es: Sportgymnasium mit angegliederter Sportsekundarschule. Doch dann wurde für die Sportsekundarschule  ein  Schulleiter berufen und damit die eigenständige Entwicklung der Sportsekundarschule festgeschrieben.

Erst 1996 konnten wir konstatieren: Durch die Unterstützung beider Ministerien, des Olympiastützpunktes, der Sportvereine und der Stadt Halle sind das Sportgymnasium und die Sportsekundarschule in ihrem Bestand gesichert, sind aus der Schullandschaft Sachsen-Anhalts nicht mehr wegzudenken.